Sie haben viele Bezeichnungen. Ob Viggo, Braunüle, Venenverweilkanüle oder Flexüle, in der Notfallmedizin ist der intravenöse Zugang der bewährte Standard, wenn es darum geht, Patienten und Patientinnen Medikamente zu verabreichen.
Indikationen dafür gibt es viele. Die Flüssigkeitsgabe bei Volumenmangel, die Blutabnahme vor Medikamentengabe oder die Medikamentengabe an sich.
Eine klare Empfehlung, welche Größe für welche Erkrankung oder Verletzung zu verwenden ist, gibt es aber nicht. Neben ganz individuellen Faktoren wie Erfahrung, Tagesform des Anwenders/ Anwenderin und ganz persönlichen Kriterien zur Auswahl, spielt auch der Venenstatus der Patienten eine entscheidende Rolle.
Tipps und Tricks wie es mit der Anlage eines i.v. Zugangs besser klappt findet ihr in unserem Factsheed i.v. Zugang.
Wie oft hörte man schon Sätze wie „ich lege nichts unter Grün“ oder „bei Trauma immer das Größte was verfügbar ist“. Ganz so einfach ist das dann aber nicht.
Wie mit allen Entscheidungen in der Medizin muss auch hier differenziert werden, welche Größe notwendig ist. Ein Patient, der an einer Hypoglykämie leidet benötigt in der Regel keinen orangen i.v. Zugang, während eine hypotone Patientin mit einem Oberschenkelhalsbruch von einem größeren Durchmesser profitiert. Auch Babys und Kinder müssen hier erwähnt werden.
Damit man weiß, welche Braunüle man überhaupt legen will muss man zumindest die relevantesten Größen kennen.
Hier eine Übersicht, der in der Notfallmedizin relevanten Größen und deren Durchflussrate:

Gelb, G24
Durchflussrate: 22 ml/ min
Durchmesser: 0,7 mm

Blau, G22
Durchflussrate: 36 ml/min
Durchmesser: 0,9 mm

Rosa, G20
Durchflussrate: 61 ml/min
Durchmesser: 1,1 mm

Grün, G18
Durchflussrate: 103 ml/min
Durchmesser: 1,3 mm

Grau, G16
Durchflussrate: 196 ml/min
Durchmesser: 1,7 mm

Orange, G14
Durchflussrate: 343 ml/min
Durchmesser 2,2 mm
Hier eine Gesamtübersicht der verschiedenen Größen von Klein nach Groß

Von einigen Größen gibt es auch kürzere Versionen, die mit einem weißen Kreis auf dem Deckel des Zuspritzports, gekennzeichnet sind. Bei diesen Versionen verändert sich die Durchflussrate, im Vergleich zu ihren normalen Versionen, nur minimal.
Bis hier wissen wir also, dass jeder Patient und jede Patientin, je nach Krankheits- oder Verletzungsbild (also bei Indikation) einen individuellen i.v. Zugang bekommen kann. In Zahlen und reinen Fakten kann man sich das aber schlecht vorstellen, was es bedeutet, wenn z.B. 85 ml in einer Minuten oder 343 ml in einer Minuten infundiert werden. Daher haben wir kleine Videos gedreht, die veranschaulichen, von welchen Mengen wir reden. Zu erst alle Größen einzeln und danach alle im direkten vergleich.
Im nächsten Video, wie angekündigt, alle Größen im direkten Vergleich:
Letzendlich spielen auch andere Faktoren, wie z.B. die Drücke in den Gefäßen, hier natürlich vor allem in den Venen noch eine entscheidende Rolle, wieviel von der möglichen Durchflussrate auch durchläuft.
Es ist doch beeindruckend, wie viel oder wie wenig Flüssigkeit in einer Minute verabreicht werden kann.
Ich habe lieber einen rosa i.v. Zugang als vielleicht keinen Grauen. Sollte ein Patient, eine Patientin einen intravenösen Zugang benötigen muss dieser auch gelegt oder auf Alternativen ausgewichen werden. In der Auswahl der Größe jedoch adaptiert an Indikation/Grund und Therapie. Das eigene Ego ist kein Auswahlkriterium.