Warum ist uns Training so wichtig?

Warum sollten wir immer wieder Maßnahmen trainieren die wir doch eigentlich schon können? Ist Rettungsdienst nicht wie Fahrrad fahren? Das verlernt man doch auch nicht.
Klingt doch erstmal ganz plausibel oder? Leider ist dem nicht ganz so.
Die Maßnahmen die im Rettungsdienst durch das Rettungsdienstpersonal durchgeführt werden, sind im vergleich mit vor 15 oder 20 Jahren, deutlich mehr und auch zum Teil komplexer geworden. Wir fahren mit unserem Rettungswagen immer mehr eine kleine Intensivstation durch die Gegend. Und gerade diese müssen wir auch bedienen können. Auch in stressigen Situationen müssen unsere Handgriffe sehr gut sitzen, um dadurch eine maximale Sicherheit für den Patienten zu gewährleisten.
Aber jetzt mal Hand aufs Herz. Wie oft wiederholen wir Skills die wir nicht täglich Anwenden, wie den intraossären Zugang oder die Vorbereitung einer Thoraxdrainage? Vermutlich doch teilweise recht selten. Aber warum müssen wir das immer wieder trainieren und wiederholen? Lasst uns anders an die Frage rangehen. Warum trainiert ein Pilot immer wieder den Ausfall eines Triebwerkes oder andere technische Notfälle? Damit er im Notfall richtig reagiert und somit Menschenleben retten kann. Und schon sind wir doch irgendwie alle wieder Piloten. Denn unser Ziel ist es im Notfall richtig zu reagieren.
Um in einer stressigen Situation richtig zu reagieren gehört natürlich mehr als nur Skill-Training dazu. Es geht um Handlungssicherheit. Materialien die wir kennen und wirklich richtig beherrschen geben uns Sicherheit. Und in stressigen Situationen stresst uns deren Handhabung nicht noch mehr, als es die Situation schon macht.
Zu unserer Arbeit gehört es, eben diese Handlungssicherheit mit den Materialien und Gerätschaften beizubehalten. Ich vermute mal, dass sich kaum jemand noch an die Gedichte erinnert die man in der 3. Klasse auswendig gelernt hat. Das vergessen dieser Gedichte liegt daran, dass wir es nicht regelmäßig wiederholen und somit auch nicht regelmäßig anwenden.
Aber wie bekommen wir dieses regelmäßige wiederholen in unseren täglichen Ablauf? Natürlich haben wir alle unsere jährliche Fortbildung, in der wir manches Wissen wiederholen und natürlich auch aktuelle Veränderungen in der Notfallmedizin besprechen. Aber reichen diese meist 30-Stunden auf das ganze Jahr gerechnet? Ich glaube es ist schwer. Und somit ist es wichtig Situationen die man nicht alltäglich hat zu wiederholen. Es muss ja nicht jedes Mal ein großes Simulationstraining werden. Da reicht es auch einfach schon mal, sich morgens beim Check das jeweilige Gerät noch mal genauer anzuschauen oder einfach mal durch gehen, was würde ich nun rausnehmen und vorbereiten. Und in diesem Punkt, können wir unsere Auszubildenden perfekt nutzen. Diese möchten eh mit unseren Wissen gefüttert werden. Warum nicht einfach das morgendliche Checken für eine kleine gemeinsame Lerneinheit nutzen? In dieser kleinen Lerneinheit, sollte auch nicht zu viel dran kommen. Einfach sich ein Gerät nehmen und mal ne Runde drüber Quatschen. Wann benutze ich es? Muss ich was bei der Bedienung beachten? Welche Fehler können auftreten?
Durch dieses regelmäßige Wiederholen kommt unser eigentlich schon vorhandenes Wissen immer wieder in den Vordergrund. Und wir können es einfach aus unserem Gedächtnis abrufen. Je sicherer wir uns in Maßnahmen sind, umso besser sitzen diese auch bei der Anwendung. Bedeutet auch gleichzeitig weniger Stress für das gesamte Team in einer Notfallsituation und hält uns „grüne Kügelchen“ frei.

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